Wir alle wissen was Honig ist. Ohne Bedenken kommt Honig jeden Morgen auf den Frühstückstisch. Das ist doch der leckere Brotaufstrich! Honig wird von den Bienen von den Blumen gesammelt. Wenn die Tannen blühen gibt es den Tannenhonig. Die fleißigen Bienchen liefern uns den Honig. Honig ist gesund. Honig ist gespeicherte Sonnenenergie. Solche Geschichten kennen wir seit unserer Kindheit. Honig ist halt ein Teil unserer Kultur. Honig ist heute ein Lebensmittel, wie jedes andere. Dabei sah das einmal ganz anders aus. Einst hatte Honig einen kultischen Charakter, er wurde als Götternahrung verehrt Aber was ist Honig (Einzelseite 209) wirklich? Im Supermarkt stehen wir vor dem Honigregal und haben die Qual der Wahl, ja wir sind sogar verunsichert.
Honiggewinnung
Honig darf nur in reifem Zustandgeerntet werden. Ein Hauptkriterium ist der Wassergehalt im Honig. Die Deutsche Honigverordnung nennt einen Höchstwert von 21 g Wasser/100 g Honig, in der die Norm des Deutschen Imkerbundes, nach der wir arbeiten und die wesentlich strenger ist, ist der Höchstwert auf 18 g Wasser/100 g Honig festgelegt. Diese Norm einzuhalten setzt ein gewisses Feingefühl beim Imker voraus. Bei jeder Schleuderung wird der Wassergehalt mit einem Refraktometer gemessen.
Der Laie fragt sich, welcher Honig ist denn reif zum Schleudern und woran erkennt der Imker den reifen Honig? Das nachfolgende Bild (weitere Bilder unter Bildergalerie Honigwaben) (Einzelseite 604) zeigt eine Wabe mit reifem Honig, die spätere Messung ergab einen Wassergehalt von 16 g Wasser/100 g Honig.
Honigkauf ist Vertrauenssache.
Obwohl die Bienen fleißig Honig sammeln, können hiesige Imker nur einen Teil des Honigbedarfs Deutschlands aus eigener Produktion decken. Der große Rest wird importiert. Doch gerade bei ausländischem Honig ist Vorsicht geboten. Fantasievolle Namen und bunte Etiketten blenden den Verbraucher und die wahre Herkunft des Honigs ist selten zu erkennen (z.B. Mischung aus….).
Der direkte Kauf beim Erzeuger hingegen bietet den Vorteil, dass man weiß, woher der Honig kommt. Man kann seinem Imker auch einmal über die Schulter schauen. Entscheidend für die Qualität des Honigs ist neben seiner Herkunft auch die Verarbeitung. Lassen Sie sich von Ihrem Imker doch einmal die einzelnen Verarbeitungsschritte zeigen.
Hitze schadet dem Naturprodukt Honig. Erwärmt man den Honig über 40 Grad, werden die wertvollen Inhaltsstoffe zerstört. Honige, die auch viele Wochen nach der Ernte noch flüssig angeboten werden, wurden erhitzt, die meisten sogar so stark, daß sie nicht wieder kristallisieren. Dabei gehen viele wertvolle Inhaltsstoffe verloren. Solcher Honig ist lediglich noch als Süßstoff zu gebrauchen. Seinen gesundheitlichen Wert hat er beim Erhitzen verloren. Eine Ausnahme bildet der nicht erwärmte Akazienhonig, der unter Umständen noch nach einem Jahr flüssig ist.
Umstritten ist auch der Begriff „kaltgeschleudert“. Ein Verfahren der Warmschleuderung gibt es nicht. Jeder Schleuderhonig ist kalt geschleudert, wenn man Zimmertemperatur als „kalt“ bezeichnen darf. Die Temperatur im Honigraum eines Bienenvolkes liegt bei ca. 30° bis 35° C. Trotz besseren Wissens wird vor allem von den Honigimporteuren die Bezeichnung „kaltgeschleudert“ als besonderes Qualitätsmerkmal für Honig verwendet. Nach der Deutschen Honigverordnung darf der mit „Deutscher Honig" gekennzeichnete Honig nicht über 40 °C erwärmt werden, Importhonige hingegen dürfen bis 70 °C erwärmt werden. Dabei werden die wertvollen Inhaltsstoffe des Honigs zerstört. Eine derartige Erwärmung (Pasteurisierung) erfolgt routinemäßig beim Importeur oder Großhändler zum Beispiel bei Honigen aus Südamerika, um einerseits das Risiko einer Gärung auszuschließen und andererseits, um zähflüssigen oder kristallisierten Honig besser aus den Transportfässern (ca. 300 kg-Fässer) zu lösen und später in verbraucherfreundliche Gebinde abfüllen zu können.
Unser Honig wird grundsätzlich nicht erwärmt, behält somit seine volle Wirkung und ist praktisch naturbelassen. Honig direkt vom heimischen Imker ist daher weitaus wertvoller, als Importhonig aus dem Supermarkt.
Honig ist wohl das mit Abstand bekannteste Bienenprodukt. Aber Bienenvölker produzieren Stoffe, die der Mensch schon seit tausenden von Jahren erntet. Denn die Bienen können bei weitem mehr als nur "Honig machen", z.B. sammeln sie von den Blüten den Pollen. Aus Blütennektar oder Honigtau und Pollen und anderen Zutaten stellen die Bienen ihr Futter für die Brut und sich selbst her. Das Bienenwachs zum Wabenbau produzieren die Bienen auch selbst. Mit Propolis, das selbst erzeugte Antibiotikum der Bienen, wird die gute Stube nicht nur ausgekleidet und die Ritzen abgedichtet sondern es wird seit Millionen von Jahren auch im ?volkseigenen? Gesundheitsdienst eingesetzt, Resistenzen und Nebenwirkungen ausgeschlossen. Und Gelée Royale, auch als Königinfuttersaft bekannt, ist das königliche Futter schlechthin. Mit diesem Powerfutter wird nur die Bienenkönigin ein Leben lang gefüttert und vollbringt dadurch unvorstellbare Leistungen.